Plötzliche Blindheit
Plötzliche Blindheit kann verursacht werden durch Probleme in 3 verschiedenen Regionen: Netzhaut (Retina), Sehnerv, Gehirn.
Retina
- SARD – Sudden acquired retina degeneration
Diese Erkrankung kommt häufiger bei Dackeln vor. Die Hunde erblinden innerhalb von Tagen bis Wochen. Oft zeigen die Tiere auch Symptome, die zu einer Cushing Erkrankung passen. Die Ursache ist noch immer unbekannt. Nachdem die Netzhaut erst nach einigen Monaten Veränderungen zeigt, kann die Diagnose nur mittels ERG (Elektroretinogramm) gestellt werden. Eine Therapie ist nicht möglich.
- (Chorio-) Retinitis (Entzündung der Aderhaut und / oder der Netzhaut)
Durch Infektionen, Parasitenbefall, Trauma oder immunvermittelten Erkrankungen kann es zu einer Entzündung der Netz- und / oder Aderhaut kommen. Die Behandlung erfolgt durch Bekämpfung der Ursache(n), wobei Kortison eine wichtige Rolle spielt.
- Netzhautablösung (Ablatio retinae)
Ursachen für eine Netzhautablösung kann ein genetischer Defekt, eine Entzündung, eine Infektion, ein Trauma, Bluthochdruck oder ein Tumor sein. Die Behandlung erfolgt durch Bekämpfung der Ursache(n), wobei Kortison eine wichtige Rolle spielt.
Sehnerv
- Sehnervenentzündung (Neuritis optica)
Immunvermittelte Erkrankungen oder Infektionen können zur Entzündung der Sehnerven führen. Die Pupillen sind meist weit und reagieren nicht auf Licht. Zur Diagnosestellung kann neben der Augenuntersuchung auch ein ERG und bildgebende Diagnostik notwendig sein. Die Therapie mit Kortison sollte möglichst schnell erfolgen und muss meist lebenslang fortgesetzt werden.
Gehirn
Diese Form der Erblindung wird auch ‚zentrale Blindheit‘ genannt. Bei der Augenuntersuchung sind meist keine Abnormalitäten zu sehen. Das ERG zeigt keine Veränderungen. Die
bildgebende Diagnostik spielt eine wichtige Rolle in der Diagnosestellung.
- Gehirntumor / -zysten
- Gehirnentzündung
- Gehirnblutung
- Hydrocephalus
- Porto-systemischer Shunt (v.a. bei jungen Tieren)
Elektroretinogramm
Das Elektroretinogramm (ERG) dient der Untersuchung der Netzhautfunktion. Die Reaktion der Photorezeptoren (Stäbchen und Zapfenzellen) auf unterschiedliche Lichtreize wird über eine Kontaktlinse und Elektroden ermittelt. Vom Temperament des Tieres ist es abhängig, ob die Untersuchung mit oder ohne Sedierung durchgeführt werden kann. Das ERG gibt allerdings keine Auskunft über das Sehvermögen des Tieres.
Anwendung findet diese Untersuchung:
- vor einer Kataraktoperation
- zur Diagnose des SARD-Syndroms beim Hund (plötzlicher Funktionsverlust der Netzhaut)
- zur Diagnose angeborener Netzhauterkrankungen (Progressive Retinaatrophie, Nachtblindheit,..)
- zur Unterscheidung von Sehverlust verursacht durch Erkrankungen des Sehnervs oder des Gehirns.
Die Sehfähigkeit spielt bei unseren Haustieren nicht so eine wichtige Rolle wie bei uns Menschen. Blindheit ist kein Grund ein Tier einzuschläfern. Haustiere, die blind oder sehbeeinträchtigt sind, können durch Gerüche, Geräusche und Fühlen ihren Weg durchs Leben finden und Freude daran haben. Allerdings sind im Verkehr, in der Nähe von Wasser und mit Kindern Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.